Für das Projekt OUTLINES reist Heike Gallmeier in einem zum Wohnatelier umgebauten Transporter entlang der deutschen Außengrenzen durch Tschechien, Polen, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, die Schweiz und Österreich.
Ausgangs- und Endpunkt der Reise ist die fränkische Kleinstadt Hohenberg, wo die Künstlerin nur wenige Schritte von der damals noch geschlossenen Grenze zur ehemaligen Tschechoslowakei entfernt aufgewachsen ist.
Während der Reise entstehen Fotografien, temporäre Installationen aus gefundenen Objekten und malerischen Eingriffen, und ein schriftlicher und filmischer Reisebericht.

Grenzen sind dem Historiker Benedict Anderson zufolge Orte des Übergangs zwischen gesellschaftlich konstruierten “imagined communities”, den Nationalstaaten. Er beschreibt sie auch als “basic markers of identity” (Anderson: “Imagined Communities”, 1983). Waren und Geschichten werden an Grenzen ausgetauscht, Gesetze werden verhandelt, Sprachen überlagern sich.
Das Trennende der Grenze ist gleichzeitig das Verbindende, wie der französische Philosoph Michel de Certeau beschreibt:
"Das Paradox der Grenze: da sie durch Kontakte geschaffen werden, sind die Differenzpunkte zwischen zwei Körpern auch ihre Berührungspunkte. Verbindendes und Trennendes sind hier eins. Zu welchem von den Körpern, die Kontakt miteinander haben, gehört die Grenze?" (Michel de Certeau, Die Kunst des Handelns, S.233)

Heike Gallmeier untersucht diese Verbindungen und Zwischenräume entlang der Grenze und verschiebt zugleich ihre persönlichen Grenzen. Sie lebt während der Reise in einem prekären Zustand: für mehrere Monate alleine, auf engstem Raum, dauerhaft in Bewegung und ohne geschützten Ort.

Während der Reisevorbereitungen wurden im Frühjahr 2020 zum ersten Mal seit dem ersten Schengener Abkommen von 1985 fast alle innereuropäischen Grenzen geschlossen. Das Thema „Grenze“ wurde dadurch unerwartet tagesaktuell. Im Sommer 2020 waren die Grenzen dann wieder weitgehend offen. An der schweizerisch-österreichischen Grenze am Bodensee endete aber im Oktober 2020 der erste Teil der Fahrt zwangläufig aufgrund der pandemisch bedingten Reisebeschränkungen. Der letzte Teil der Reise durch Österreich und Tschechien wird im Sommer 2021 nachgeholt und damit die Umrundung entlang der Grenze beendet.
Im Anschluss an die Reise wird ein Künstlerbuchgeben die auf dem Weg entstandenen Installationen und Fotografien chronologisch zeigen. Das Buch wird neben dem Reisebericht Texte von Kunsttheoretiker*innen und Kulturwissenschaftler*innen aus dem Bereich Border Studies enthalten.

OUTLINES wird gefördert mit Mitteln aus dem Kulturaustauschprogramm des Berliner Senats und durch eine Projektförderung des EHF 2010. Kooperationspartner sind grenznahe Institutionen wie der niederländische Kunstraum Concordia in Enschede, das tschechische Museum GAVU in Cheb und das Haus der Künste in Ceské Budejovice.